Bei meinem letzten Ausflug wurde mir eine Internetseite empfohlen, auf der sich Gruppen zusammenfinden um Aktivitaeten jeglicher Art auszuleben:
Sportarten, Sprachaustausche, Fuehrungen durch die Stadt, Kulturelle Austausche, Besichtigung von Sehenswuerdigkeiten, Brettspielgruppen usw.
Es gibt dort auch ein reichliches Angebot an Wandertouren und ich schloss mich sofort einer Gruppe an. Fuer etwa 75Euro wurde eine privat organisierte Tour ins etwa 400km entfernte XianJu geboten, dessen Schwiergkeitsgrad als „leicht“ eingestuft wurde – einschliesslich Transport, zwei Uebernachtungen und saemtlicher Mahlzeiten.
Unsere 17-koepfige Gruppe bestand aus sechs Chinesen und elf Personen aus sonstigen Laendern der Welt. Bloed nur, dass die Organisatorin einen Bus fuer 16 Personen angemietet hatte und einer von uns fuenf Stunden auf dem Boden sitzen musste – Neben dem ganzen Gepaeck. Von Beinfreiheit konnte man auch nicht sprechen, da der Platz so begrenzt war, dass meine Beine nicht mal in den Fussraum passten, da die Sitzreihen in super kleinem Abstand zu einander angeordnet sind.
Nach einer sehr ungemuetlichen Fahrt kamen wir in Taizhou an, wo wir gleich unsere Quartiere bezogen. Die Zimmer waren wirklich billig, aber mehr als 5 Euro haette ich pro Nacht nicht bezahlen wollen. Allerdings bekamen wir einen Raum, der sonst wohl nur fuer illegale Glueckspieltreffs genutzt wird. Ich hatte noch nie einen Spieltisch in meinem Hotelzimmer – aber angesichts der bevorstehenden anstrengenden zwei Tage, dachte keiner ans Spielen – nur ans Schlafen.
Nach einem chinesischem Fruehstueck auf der Strasse, machten wir uns auf den Weg zum Startpunkt. Dort angekommen schwenkte das Wetter um und strahlender Sonnenschein sollte uns fuer die naechsten zwei Tage begleiten.
Waehrend der ersten 500m, die wir auf losen Steine und steilen Treppen zuruecklegten fing ich an darueber nach zudenken, worauf ich mich hier eingelassen habe, warum ich zwei Tage vorher noch 130km Rad gefahren bin und wie ich wohl mein Gepaeck reduzieren koennte. Die Strecke wuerde ich als Flachland Experte mindestens dem Schwierigkeitsgrad „mittel“ zuordnen. Aber das sollte noch laengst nicht alles gewesen sein… Nach einer halben Stunde kam ich jedoch in einen gewissen Trott, der meine anfaenglich hochfrequente Atmung deutlich reduzieren liess. Die Aussicht war hier schon wunderschoen und lud zum Fotografieren ein.
Gegen Mittag trafen wir in einem kleinen Doerfchen ein, das auch unser Nachtquartier sein sollte. Wir entledigten uns unserer schweren Rucksaecke und assen erstmal zu Mittag bevor wir das Dorf GongYu erkundeten.
Ein Dorf in dem die Zeit vor 50 Jahren stehen geblieben ist: Huehner, Hunde und Schweine liefen durch die Gegend, Gossvater schaelte Baumstaemme die fuer einen Stallanbau gedacht waren, Grossmutter bereitet das frisch geschlachtete Huhn zu und die Kinder jagten den Huehnern hinterher. Am Rand des Dorfes hatte man eine tolle Aussicht auf ein mehrere hundert Meter hohes Gebirge, das sich hinter den Terassen befand, auf denen Bauern mit Hacke und Spaten ihrer Feldarbeit nachgingen.
Dieser Gesteinsbrocken sollte auch das heutige Ziel sein, bevor es im dunkeln zurueck ins Dorf ging. Die Strecke dorthin war schon relativ anspruchsvoll bis wir dann vor einer Felswand standen. „Da sollen wir hochklettern?“ dachte ich mir nur und folgte sprachlos den anderen. Kleine Felsvorspruenge gaben uns Halt fuer Hand und Fuss, um die etwa 6-8 Meter Hoehenunterschied zu ueberwinden. Was mich auch wirklich wunderte war, dass 50-60 jaehrige Frauen anderer Gruppen sich ebenfalls ohne Scheu dort hoch arbeiteten. Vielleicht liegt es an meiner Bergerfahrung die ich in Tarmstedt aufgrund mangelnder Berge nie machen konnte.
Dort angekommen erwartete uns diese Aussicht auf dem Plateau, auf dem nur etwa 10 Leute Platz finden. Einen paar Schritte nach rechts oder links haette einen Abflug bedeutet.
Das eigentliche Ziel war nun erreicht, aber die meisten von uns wollten mehr und wir stiegen ab um an einer anderen Stelle einen noch hoehren Punkt aufzusuchen. Mit dem Teleobjetiv der Kamera war mir schon ein sehr schmaler Pass auf dem Nachbarfels aufgefallen, den einige „Verueckte“ zu bewaeltigen versuchten.
Aber um dort hinzu kommen, musste erstmal eine 12-15 meter steile Wand passiert werden. Gluecklicherweise gab es dort ein altes Seil, das zusaetzlichen Halt spendete, da der Untergrund durch herabfliessendes Wasser sehr nass und rutschig war.
Nachdem auch diese Huerde ueberwunden war gab es eine noch bessere Aussicht zu bewundern und ich ersparte mir den weiteren Weg nach Oben. Ich entschuldigte meine weitere Anwesenheit damit, Fotos von der untergehenden Sonne machen zu muessen: „Man muss es ja nicht gleich bei der ersten Bergtour uebertreiben“ dachte ich mir…
Der Auf- und Abstieg der anderen dauerte eine ganze Weile, so dass wir den Rueckweg im dunkeln antreten mussten. Eine tolle Sache, wenn man denn (so wie ich 🙂 ) mit einer Kopflampe ausgestattet ist.
Zurueck im Dorf erwartete uns ein Abendessen, Bier und ein Lagerfeuer bevor die Nachtruhe ausgerufen wurde.
Am naechsten Morgen stand ich um 5.20 (dank der kraehenden Haehne) mit meiner Kamera draussen um festzustellen, dass es keinen spektakulaeren Sonnenaufgang zu fotografieren gab: Mehr als eine Wolkendecke und ein paar Regentropfen waren nicht zu holen. Nach einer Stunde warten auf Besserung, goennte ich mir noch eine weitere Stunde Schlaf. Dann gab es Fruehstueck um gestaerkt ins naechste Dorf aufzubrechen. Der Rueckweg fuehrte uns auf der anderen Seite des Bergs entlang eines Flusses. Auch hier gab es wieder eine atemberaubende Szenerie zu bestaunen.
Nach einigen Stunden waren wir alle froh wieder unseren Bus zu sehen, in den wir unsere schweren Ruecksaecke legen konnten. Einige nahmen noch ein Bad im eiskalten Fluss und es ging nach einem Mittagessen zurueck nach Shanghai.
Eine super tolle Tour mit klasse Wetter und freundlichen offenen Menschen aus aller Welt. Ich habe mich direkt zur naechsten Tour angemeldet, die ich kaum erwarten kann. Schwierigkeitsgrad: „Herausfordernd“ – Ich bin gespannt…
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