Da ich nie die Gelegenheit hatte, die ehemalige DDR oder gar die Sovietunion zu bereisen, habe ich mir einfach ein aehnliches Extrem vor Ort ausgesucht um es mit einer Reisegruppe zu bereisen. Nordkorea sollte es sein. Reiseangebote habe ich schon eine ganze Weile im Auge gehabt und habe dann im Maerz direkt zugeschlagen. Vier Tage im isoliertesten Land der Welt, sollte mir einen Eindruck verschaffen, den ich wohl sonst an keinem Ort der Welt bekommen sollte.
Leider muss ich im Vorfelde sagen, dass die Reise nicht ganz so verlaufen ist wie ich es mir vorstellte. Wir durften nur Fotos machen, wenn es uns erlaubt wurde und wir hatten keinerlei Moeglichkeit auch nur den kleinsten Kontakt zur Nordkoreanischen Bevoelkerung herzu stellen. Dennoch haben wir uns eine schoene Zeit gemacht (oder besser gesagt so schoen wie moeglich).
Es ist eine ganze Menge zu lesen, aber ich versuche so gut es geht den Inhalt der Reise wiederzugeben.
Tag eins: Transfer Shanghai nach Dandong und Brücke der Freundschaft
Ausnahmsweise traf ich mal als erster der 12er Shanghai-Gruppe auf dem Flughafen Pudong ein und nach und nach alle eintrudelten. Manch einer nahm sogar die Anreise aus Nanjing oder Hangzhou auf sich, um das Abenteuer Nordkorea mit zu erleben. Die weiteren nahmen den Zug oder mussten von Peking aus direkt in die nordkoreanische Hauptstadt einfliegen (Amerikaner dürfen laut Regularien nicht mit dem Zug einreisen)
Erwartungsgemäß hatte unser Flug nach Dandong zwei Stunden Verspätung und wir landeten auf dem kleinen Flughafen der 2 Millionenstadt, der wohl primär vom Militär genutzt wird.
Die Reisebegleitung nahm uns in Empfang und wir konnten auf dem weg ins Hotel schon den ersten Blick über den Grenzfluss (Yalu Fluss) werfen auf dem einige Schnellboote patrouillierten.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel fuhren wir gemeinsam noch einmal an den Fluss um die Brücke der Freundschaft (zwischen China und Nordkorea) zu sehen und dann zusammen das Abendessen einzunehmen.
Tag zwei: Transfer Dandong nach Pjöngjang
Früh morgens kaufte ich noch schnell eine Stange Zigaretten, da empfohlen wurde eine solche als Geschenk für die koreanischen Reiseführer bereit zu halten. Mit den Zigaretten hat man eine gewisse Kauf- und Tauschkraft.
Nachdem wir dann unser Nordkoreanisches Visum in der Hand hielten ging es auch schon per Zug über die Grenze. Bevor der aber losfahren konnte mussten noch sämtliche Koreaner ihre Mitbringsel aus China im Zug verstauen. Aus welchen Verhältnissen diese Leute stammen konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Der Gang war kaum noch passierbar, die Toilette wurde voll ausgenutzt, um dort riesige Kartons die mit Kleidung, Früchten, Fernseher und vielem mehr unterzubringen. Wir schickten noch schnell die letzten Nachrichten mit unseren Mobiltelefonen, bevor wir für die nächsten Tage von sämtlichen ‚schädlichen‘ Informationsquellen getrennt werden sollten – Kein Telefon, kein Internet keine Zeitung…
Nach 10 Minuten Fahrt standen wir auch schon wieder. Es stiegen viele Soldaten in den Zug, die Visa, Gepäck und Telefone überprüften. Sie schauten sich die Reisedokumente an, schrieben sich die Modelle der mitgebrachten Mobiltelefone auf und stöberten durch unsere Rucksäcke.
Wir waren sechs Personen pro Schlafabteil und saßen alle auf den unteren Betten. Die Soldaten kamen herein, machten uns klar dass wir zusammenrücken sollten und sie setzen sich zu uns auf die Betten. So konnten sich alle ganz genau anschauen, was jeder so mit sich führte. Die Herren waren freundlich und teilweise auch sehr zu Scherzen aufgelegt. Sie sprachen englisch, chinesisch und sogar ein wenig deutsch, was wohl noch aus Zeiten der DDR herrührt.
Die Durchsuchung war nicht sehr effektiv und es zeigte sich mehr und mehr, dass sie eher neugierig die Technik bestaunten, sich Bilder anschauten oder in unseren Magazinen herum blätterten. Es sah aus, als hofften sie auf Party Fotos mit westlichen Mädels.
Das alles machten wir in unserer netten Runde und mussten uns wirklich zusammen reißen damit es nicht zu sehr ins Lächerliche gezogen wurde. Die Mundwinkel taten schon sehr weh vom Grinsen – Nach anfänglicher Anspannung war mittlerweile eine gewisse Lockerheit zu spüren.
Nach etwa zwei Stunden ging es tatsächlich mit moderater Geschwindigkeit (etwa 40-50km/h) weiter in Richtung Pjöngjang. Die Zeit vertrieben wir uns mit aus dem Fenster schauen. Das Wetter war wirklich klasse – ebenso die Landschaft die wir zu sehen bekamen. Wir kamen an hunderten Reisfeldern vorbei auf denen in der sengenden Sonne gearbeitet wurde, sandige Straßen auf denen fast ausschließlich Radfahrer und Fußgänger unterwegs waren verliefen parallel zur Bahnstrecke. Die Anzahl an Arbeitern und Soldaten hielten sich in etwa die Waage.
Jeder Bahnhof war mit riesigen Porträts der „grossartigen Kim s“ geschmückt. Wir fragten uns jedoch wie es wohl hinter der Sichtgrenze aussieht. Diese Frage würden wir auch nach der Reise nicht beantworten können.
Am Bahnhof in Pjöngjang empfingen uns unsere drei koreanischen Reiseleiter, die auf uns aufpassen sollten. Sie hatten alles genau im Blick und waren in der Lage uns mit unseren Namen anzusprechen. In meinem Fall in perfektem Deutsch. Sein Name ist Kim und er hat zu DDR-Zeiten in Dresden studiert. Ein weiterer Reiseleiter war Mr. Li der sich um die Chinesen in unserer Gruppe kümmerte und noch eine Dame welche die Moderation auf englisch vornehmen sollte. Alle stellten sich später als besonders loyal gegenüber den „grossartigen Führer“ heraus.
Mit der freundlichen begrüßung kam auch gleichzeitig die ebenso freundliche Ermahnung keine Fotos von sensiblen Objekten zu machen.
Wir wurden aufgefordert drei Reihen nebeneinander zu bilden und wurden dann schnell marschierender Weise in einen großen Saal geführt, damit auch ja kein Kontakt zu der Bevölkerung entstehen konnte.
Per Bus ging es dann in unser Hotel, welches auf einer Insel liegt. Natürlich durften wir diese nicht verlassen. Das Hotel hatte eine prächtige Eingangshalle, die Flure zu unseren Zimmern im 37. Stock waren jedoch kalt und grau. Es standen nur ein paar Sessel herum, die vom Stil her wohl aus den 60er jahren stammen. Die Zimmer waren ganz nett eingerichtet, während das Badezimmer komplett in hässlichen weißen Fliesen gehalten war. Wir wurden angehalten keine Fotos aus den Fenstern zu machen, aber das konnten wir bei dem herrlichen Wetter nicht lassen – und schon garnicht als wir fest stellten, dass sich die Fenster komplett öffnen ließen. Kurze Zeit später wagte ich einen Blick in eines der Zimmer neben uns, bei dem mir eine leicht offenstehende Tür aufgefallen war, das einer unfertigen Baustelle glich. Kabel, Putz, Fliesen und so weiter. Ein riesen Chaos, auf dem sich scheinbar schon Jahrelang der Staub ablagerte.
Wir hatten einen Fernseher in unserem Zimmer, der auf sieben Kanälen Müll zeigte: Uniformierte Männer, Frauen, Kinder die für irgendetwas kämpften und am Ende vor einem brennenden Haus standen und um ihre gefallenen Kameranden weinten, die vom bösen Feind getötet wurden. Militärischer Ton begleitete das Schauspiel. Dieser Unsinn hat uns schnell zum Abschalten bewegt. Es gab später noch ein gutes Abendessen, welches in vier Gängen präsentiert wurde und dann die Möglichkeit den Keller zu erkunden, der mit Bowlingbahn, Billardtischen, Tischtennis und Karaokebar ausgestattet war. Auch das große Kasino lud zum spielen ein… Naja die meisten Spielautomaten waren ausser Betrieb, so mussten erstmal Billiard und Tischtennis ausreichen bevor wir noch in das rotierende Restaurant im 47. Stock Platz nahmen. Es drehte sich allerdings nicht, da wir angeblich zu spät waren. Wer dort ab Mitternacht auf die Toilette ging, konnte sich die Hände nicht mehr abwaschen, da das Wasser abgestellt wurde. Die Getränke waren aber wenigstens kalt und der Strom fiel diesen Abend nur einmal für ein paar Minuten aus.
Tag drei: Pjöngjang/kaesong / entmilitarisierte zone zwischen Nord und Süd Korea.
Um 6.00 erhielten wir unseren Weckanruf um um 6.30 zum Frühstück zu erscheinen. Der Plan war dann um 7.00 mit dem Bus Richtung Dmz aufzubrechen – laut den Reiseleitern sollte dort unheimlich viel los sein, weswegen wir rechtzeitig losfahren sollten.
Unsere Reiseleiter waren sehr verärgert, dass einige von uns erst ein paar Minuten später erschienen. Es wurde daraufhin im Bus ein Vortrag darüber gehalten, dass sich unsere Gruppe nicht hängen lassen soll, Anordnungen zu respektieren sind usw. Dies geschah auf eine sehr freundliche Art und Weise, wenn auch mit einer recht knallharten kernaussage…
“A team is a collective, led by the leader who says where and when to go and what to do!”
Ein langer Vortrag über das Kreieren einen Teams folgte: „Forming, Norming, Storming and Performing“ und unser Team würde nicht vernüftig performen, also nicht die Leistung zeigen, die es könnte… Diese Ermahnung nach sollten wir pünktlich sein, uns ruhig verhalten, zuhören und keine Fotos machen, wenn es nicht erlaubt sei usw.
Man gab uns viele Informationen über das Land und die Leute, die ich hier nicht wiedergeben möchte, da ich mir sicher bin, dass es eh nicht der Wahrheit entspricht, wie z.B. dass es der Berufswunsch der Meisten sei, freiwillig und loyal dem Militär beizutreten, dabei auf den Sold zu verzichten und so weiter und so fort.
Eine dreistündige Autobahnfahrt später (kaum ein Auto – dafür umsomehr Schlaglöcher) erreichten wir die DMZ. Die Entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea, die als Pufferzone im Falle eines Falles dienen sollte. Hier wurden wir zunächst durch einen weiteren Souvenirshop geführt in dem man hauptsächlich Propagandamaterial und Produkte aus koreanischer (?) Produktion erstanden werden konnten. Artikel die wir noch in vielen weiteren Souvnirshops zu sehen bekommen sollten. Wir bekamen einen Soldaten zugewiesen, der uns drei Stationen der DMZ erklärte. Wo zum Beispiel die Vereinten Nationen 1953 die Waffenstillstandsvereinbarung mit Nordkorea unterzeichnet wurde. Die UN wurde von den Amerikanern vertreten, die laut unseren Reiseleitern danach weinend (als Verlierer) davon liefen… Mannoman
Dann gab es noch ein unspektakuläres Monument zu sehen, welches die letzte Unterschrift von Onkel Kim zeigt die er einige Stunden vor seinem Tod in seinem Büro machte. Wir nutzen die Gelegenheit vorzutäuschen, dass wir davon Fotos knippsten, aber eigentlich den Soldaten auf dem Wachturm dahinter anfokussierten. Wir wurden ertappt und aufgefordert damit aufzuhören.
Dann bekamen wir die blauen Hütten zu sehen, die exakt auf der Grenze zischen Nord- und Südkorea gebaut sind. Hierin befindet sich der Verhandlungstisch an dem angeblich 10.000 Treffen abgehalten wurden und letzlich der eigentliche Waffenstillstandsvertrag unterschrieben wurde. Dieser Tisch steht exakt auf der Grenze – Die Südkoreaner/Vereinten Nationen auf der einen Seite und die Nordkoreaner sitzen auf der anderen. Wir durften sogar einmal um den Tisch wandern. Die Tür die nach Süden hinausgeht wurde allerdings von böse dreinschauenden Soldaten streng bewacht.
Dann ging es noch kurz in das Gebäude vor der blauen Hütte in denen wir das erste Mal ins Stottern geriet: Der Soldat fragte einen Kanadier und mich (mit Hilfe unserer Reiseleiterin) woher wir denn kommen. Deutschland: Daumen hoch. Kanada war wohl auch noch in Ordnung. Die nächste Frage wurde dann etwas unangenehmer: „Was halten Sie von den großartigen Führern Nordkoreas?“ Wir schauten uns gegenseitig an während uns beiden die Nervösität ins Gesicht stieg. Was sollten wir denen nur erzählen? Glücklicherweise stammelten wir uns irgendwas zurecht was diplomatisch scheinbar ganz okay war oder zumindest unsere Reiseleiterin so übersetzte, dass es ein Nicken bei dem hochdekorierten Herren auslöste. Die nächste Frage war was wir denn über Nordkorea wissen. Der Kanadier hatte mal etwas über die nordkoreanische Zeitrechnung und Ideologie dahinter gehört und berichtete davon. Dass er diese Infos in Südkorea erfahren hatte verschwieg er zum Glück. Der Soldat forderte uns auf, diese Ideologie in unseren Heimatländern zu verbreiten und jeden zu erzählen, wer diese großartige Idee hatte. Jeder solle wissen, dass Nordkorea unendlich kreativ und innovativ sei. Erleichtert waren wir dann, als von seiner Seite der Befehl zum Abmarsch kam.
Eine halbe Stunde später fanden wir uns in einem koreanischen Museum wieder in dem es viele Exponate zu sehen gab, die ausnahmweise nichts mit dem Krieg zu hatten. Vielmehr waren Werkzeuge, Porzellan und ander Kostbarkeiten ausgestellt. Immer mit der Geschichte dazu, dass die Nordkoreaner diese Dinge zuerst erfunden haben. Alle anderen Länder hätten immer kopiert und behauptet Erfinder zu sein. Uns wurden noch die ältesten Bäume der Welt und die größten steinernen Löwenstatuen gezeigt… Danach ging es wieder in ein Restaurant wo wir zu Mittag aßen. Außer uns war keiner dort, auch draußen war keine keine Menschenseele zu sehen. Es wäre Arbeitszeit und jeder ist mit Arbeiten beschäftigt…
Weitere drei Stunden Autobahn (zwei PKW und ein LKW(defekt am Straßenrand) zu sehen) brachten uns wieder zurück in die Landeshauptstadt wurden wir noch zum Kinderpalast gebracht, der sich in unmittelbarer Nähe zum Regierungspalast befindet. Hier wurde uns eine Show geboten die von Kindern im Alter von 6 bis 16 Jahren aufgeführt wurde. Begleitet von Akkordeons wurde gesungen, getanzt und marschiert. Die Aufführung war perfekt und scheinbar auch real. Vor mir saß ein Chinese der das ganze gefilmt hat, bis ein Soldat hereingelaufen kam und dieses unterband, da keine Genehmigung vorläge. Dann folgte eine Aufführung dessen Gesang und Musik vom Orchester ganz offensichtlich von Band abgespielt wurde. Als dieser Teil fünf Minuten später fertig war kam der Soldat wieder und meinte es läge jetzt eine Genehmigung vor und er könne mit der Videoaufzeichnung fortfahren. Was für ein Zufall…
Zum Tagesabschluss fuhr uns unser Bus zu einer U-bahn Haltestelle wo wir ein Teil der Berliner Geschichte entdecken konnten: Es handelt sich um die am tiefsten gelegene Ubahn (100m unter der Erde) dessen Wartehalle einem Palast glich. Hohe Decken mit Kronleuchtern aus farbigem Glas erstrahlten vor riesen Gemälden … … der Kims. Überall grinsen sie uns an. Egal, denn alles was mich jetzt interessierte war die Ankunft der U-bahnwagen die früher in Berlin eingesetzt worden sind, jedoch anfang der 90er Jahre an die Norkoreaner verkauft wurden. Diese Baureihe G nannte sich im Berliner Volksmund Gisela.
Schnell wurden wir in einen der Wagen geleitet um angeblich 4km bis zur nächsten Haltestelle zu fahren. Komischer Weise hat die Fahrt nur etwa 2 min gedauert, so dass rechnerisch eine Geschwindigkeit von 120km/h zustande kam. Die Koreaner haben die alten Triebwagen wohl kräftig frisiert. Beim Ausgang schaute ich mir die Drehkreuze etwas genauer an, da ich mich am Eingang schon wunderte wie wohl das Bezahlsystem funktionierte. Es gab da einfach gar nichts… Die einheimische Bevölkerung hielt eine Art Karte auf Sensoren, die aber definiv abgeschaltet waren. Es gab gar keine Drehkreuze, sondern man konnte einfach so durchgehen. Die digitalen Displays zeigten keine Regung. Vielleicht war das Fahren an dem Tag einfach kostenlos.
Den Abend gestalteten wir mit Bowling und Karaoke im Hotelkeller.
Tag vier: Pjöngjang: Universität, Regierungssitz, Buchladen, Kriegsmuseum, Triumphbogen,
Diesen Morgen ging es mit dem Bus zu den Filmstudios. Man sagte uns, dass wir auch zu sehen bekommen, wie dort produziert wird. Dort angekommen, wurde wir neben den Kim – Statuen von gähnender Leere empfangen. Außer unseren Reiseführern hat dort kein Mensch gearbeitet. Die Verbeugung vor den Statuen haben die meisten von uns still boykottiert. Die Gebäude drum herum sahen verlassen aus und glichen eher einer nicht fertiggestellten Baustelle. Eine uniformierte Schulklasse war das Highlight.
Die Universität die als neachstes auf dem Plan stand war schon ein wenig interessanter. Ein prächtiger Bau in dem nicht viel los war. Die Studenten(?) die man sah, waren zwischen 30 und 40 Jahren alt und schauten extrem gelangweilt in der Gegend herum. Im Lesesaal konnte man sogar das Internet an Windows 95 Computern nutzen. Naja, der Browser war eine Art Katalog, der nur vorgegebene Seiten erlaubt. Beim Versuch eine andere Seite aufzurufen, kam prompt eine Fehlermeldung, dass der Administrator diese Aktion nicht erlaubt… Es wurde noch präsentiert, dass viele westliche Bücher in der Bibliothek vorhanden sind und leihen kann. Im Audioraum führte man uns Liedgut der damaligen DDR vor, welches auf riesigen tragbaren CD-Spielern wiedergegeben wurde.
Hier noch ein paar Bilder vom Platz auf denen die staendigen Militaerparaden stattfinden.
Das nächste Ziel war ein Buchladen der ausschließlich Propaganda zu bieten hatte. Antworten der Kims, Sprüche, Verhaltensweisen, Lektüre über den Kommunismus und sogar eine Tageszeitung -die Pyongyang Times- standen zur Auswahl. Die meisten Titel lösten schon Kopfschütteln bei uns aus. Ich kaufte ein kleines Wörterbuch mit gebräuchlichen Redewendungen (deutsch – koreanisch). Es sind neben allerlei nützlichen Wörtern wie Hallo, Auf Wiedersehen auch ganze Sätze oder Dialoge abgedruckt: „Woher kommen Sie?“ „Ich bin Bürger der deutsch demokratischen Republik.“ Oder „gelobt sei der großartige Führer Kim Jong “ Anwenden konnten wir kleine Wörter nur bei Restaurantbesuchen, wenn die Kellnerin kam. Ansonsten wurde uns ja jedweder Kontakt mit dem gemeinen Nordkoreaner nicht gestattet. Wir schauten uns noch kurz an, wie eine Verkehrspolizistin den Verkehr regelte. Wie ein Roboter schaute die hübsche Frau mit ihrer modischen Sonnenbrille im Sekundentakt nach links, geradeaus und nach rechts. Es gab nur abrupte 90Grad Drehungen des Kopfes. Zwischendurch wurde salutiert, wenn ein Militärfahrzeug vorbeifuhr. Den Verkehr hat sie höchstwahrscheinlich nicht beeinflusst, aber interessant sah es schon aus.
Nach einem weiteren Besuch in einem Propagandasouvenirshop ging es zum Regierungsgebäude dessen Vorplatz aus den TV Nachrichten bekannt ist, wenn mal wieder eine Militärparade auf dem Plan steht. Wir fuhren allerdings auf dem Weg dorthin nochmal an dem Buchladen vorbei und uns fiel auf, dass dort wo vor 20Minuten noch reger Betrieb herrschte, der Buchladen auf einmal geschlossen war. Einer der Reiseleiter schaute sich in dem Moment im Bus nach hinten um, vielleicht um zu sehen ob jemand diese „kurzfristige Schließung“ mitbekam… Wir wissen es nicht.
Das Kriegsmuseum war ein wesentlicher Teil des Tages. Auf einem eindrucksvollen riesigen Platz, auf dem eine große Anhäufung von Statuen, die militärische (Sieges-) Situationen darstellten, versammelten wir uns und wurden von einem weiblichen Soldaten empfangen. Wir gingen durch Schützengräben, sahen Militärmaschinerie und Waffen aller Art, zerstörte Amerikanische Panzer, Fluggeräte und die Geschichten in Bild- und Textform, die detailliert aufzeigten, wie die Nordkoreaner erfolgreich den Staatsfeind Nr.1 – die USA (zumindest partiell) ausschalteten. Ein gekarpertes Boot der USA dient als Ausstellungsraum, in dem per Videoaufnahmen zu sehen war, wie sich der amerikanische Kapitän ergeben hat. Dann fiel der Strom wieder aus und man erklärte uns rasch, dass der Film zu Ende sei. Durch die dunklen Gänge wurden wir hinaus gescheucht um dann in das große Hauptgebäude zu gehen. Fotos waren hier mal wieder verboten und man weihte uns in die Krieggeschichte (aus Koreanischer Sicht) ein. Unsere Amerikanische Mitreisende wurde ein weiteres Mal besonders betreut und zu einer Kulisse gezerrt in der extrem geschmacklos dargestellt wurde, wie nordkoreanische Soldaten den Sieg über einen Amerikanischen Stützpunkt feierten. Während der Koreaner seine Flagge aufstellt, lag der getötete Amerikaner mit Wunden übersät auf dem Boden, eine große Krähe pickt am leblosen Körper herum und nebenbei wurden noch das Krächzen der Vögel eingespielt. Der Reiseleiter sagte zu ihr: „Schau es dir genau an. Das gleiche wird dir wiederfahren wenn du der Ideologie deines Staates folgen würdest. Amerika sei ein sehr schlechtes Land…“
Ein weiterer Souvenirshop rundete das Programm dann ab.
Am Abend trafen wir uns noch auf ein Bier im rotierenden Restaurant, dass sich diesmal sogar tatsächlicht drehte. Der Weg dorthin war jedoch etwas schwierig, da sämtliche Fahrstühle (drei von sechs, die überhaupt im Betrieb waren) partout nicht bei uns im 37. anhalten wollte. Anrufe bei der Rezeption endeten Ergebnislos. Die Fahrstühle würden eindeutig funktionieren sagte man uns. Wir suchten nach der Treppe und fanden nach 30 Minuten einen weiteren Fahrstuhl für Mitarbeiter des Hotels. Sichtlich überrascht waren die zwei Damen im Fahrstuhl, als wir alle hinein stürmten. Damit nicht noch jemand auf diese Idee kommt, wurde kurzer Hand von einer der beiden Damen die Tür zum Flur von innen abgeriegelt. Im Nachhinein bin ich froh, dass es dort nicht zum Feuer oder einer ähnlichen Situation kam, da wir sonst hilflos in diesem Stockwerk gefangen wären.
Dann kam noch eine Schreckensnachricht. Einer der Reiseleiter berichtete, dass ein Flugzeug mit der gesamten 1. Fussballmanschaft des FC Barcelona abgestuerzt sei. Es gebe keine Ueberlebenden. Wir mussten das erstmal glauben, da wir keine Moeglichkeit hatten dieses zu verifizieren.
Tag fünf: Transfer Pjöngjang Dandong
Der Zugtransfer lief eigentlich genauso ab wie die Herfahrt, nur dass diesmal etwas genauer kontrolliert wurden. Der Halt am Zoll war gefühlte drei Stunden lang. Einige Fotogeräte wurden angesehen, aber die Fotos alle für in Ordnung befunden, Rucksäcke kontrolliert, und Fahrgäste mit Metalldetektoren abgetastet. Interessanterweise war es den Soldaten egal wenn der Sensor etwas anzeigte. Als der Zug dann endlich losfuhr begaben wir uns schnell an das Ende des Zuges um noch ein paar letzte Fotos zu machen. Kurz vor der Brücke die den Grenzfluss überspannt, sprangen die beiden verbliebenen nordkoreanischen Soldaten ab und schauten unserem Zug ohne jeglichen Gesichtsausdruck für einen Moment hinterher, bis wir auf der chinesischen Seite ankamen.
Mit Hilfe des Internet, dass kurz vor der Grenze wieder funktionierte stellten wir fest, dass die Nachricht vom Vorabend den Flugzeugabsturz betraf erfunden war. Fragt mich bitte nicht warum eine solch geschmacklose Falschmeldung von unserem Reiseleiter kam, aber es zeigte uns, dass wir es erstmal glaubten. Wahrscheinlich geht es den Nordkoreanern genauso und glauben auch alles was erzaehlt wird.
Am Abend gab es dann endlich wieder was vernünftiges zu essen, auch wenn ich es aufgrund einer Magenverstimmung nicht wirklich geniessen konnte.
Tag sechs: Dandong / Große Mauer und kleine Bootstour
Ausgeschlafen ging es nach dem Frühstück per Taxi zur Großen Mauer, die sich in DanDong befindet. Sie wurde vor über 500Jahren während der Ming Dynastie als östlichste Erweiterung der eigentlichen chinesischen Mauer errichtet. Abgeleitet aus den chinesischen Schriftzeichen wird sie auch „noch einen Hüpfer bis über die Grenze“ genannt. Es ging hier auf einen 150m hohen Berg ( HuShan/ Tigerberg) von dem man eine sehr schöne Aussicht über einen Teil von Nordkorea hatte. Man sieht hier ganz deutlich welcher Teil zu China und welcher Teil zu Nordkorea gehört.
Nach dem Abstieg ging es noch per Motorboot auf den Yalufluss um noch einmal dem isoliertesten Land der Welt ganz Nahe zu kommen. Diese Attraktion zieht haufenweise Menschen an, um sich wie in einem Zoo die Nordkoreaner anschauen. So ganz richtig wohl fühlte ich mich dabei nicht. Die Menschen die dort leben tuen einem wirklich leid und wir diskutierten anschließend eine ganze Weile über die Richtigkeit dieser Besichtigungstouren und ebenso über unseren Ausflug dorthin. Ich bin mir sicher, dass ausser der Regierung niemandem mit dieser Art von Tourismus, wie wir ihn unternommen haben, geholfen wird. Ich hoffe und wünsche, dass sich dieses Land endlich öffnet, seine Karten auf den Tisch legt und tatsächlich ein Fortschritt möglich ist: Wirtschaftlich und vor allem Psychologisch, wobei ich glaube, dass eine „Befreiung“ des Landes Generationen dauern wird.
Alles in Allem war alles ein groß angelegter Fake, um Touristen zu zeigen, wie toll Nordkorea funktioniert und wie harmonisch es ist.
Mit gemischten Gefühlen ging es dann am Abend per Flugzeug wieder zurück nach Shanghai (mit sechs Stunden Verspätung…. Ach China – das nervt…)
Das darauffolgende Wochenende habe ich immer noch mit Magenproblemen zu kaempfen gehabt. Es stellte sich heraus, dass mittlerweile zehn Personen unserer Gruppe gesundheitliche Probleme hatten. Zwei von uns waren sogar mit hohem Fieber im Krankhaus. Sechs Tage nach der Reise sind aber wieder alle wohlauf.
UPDATE: 2016-05-25
Etwas weniger als ein ganzes Jahr dauerte es, bis ich die folgenden Fotos erhielt. Nicht die allerbesten Fotos, aber ich moechte sie Euch ungern vorenthalten. Es sind so ziemlich die einzigen Fotos, die das echte Leben zeigen. Es handelt sich um „halb-legale“ Fotografien. Es war ausdruecklich verboten diese Fotos aufzunehmen, aber wurden von den Militaers und Tourguides gesehen und einfach ignoriert. Ein Freund aus unserer Reisegruppe hat sie mir nun endlich zur Verfuegung gestellt.